Coming back to Vienna
Chen Shuo陈硕, Wang Ai王艾 und Yang Jin杨进
Coming back to Vienna
Wien ist einer der Orte, an den diese drei chinesischen Künstler seit einigen Jahren immer wiederkehren. Sie hegen große Affinität zu Österreich und den Wurzeln unserer Tradition.
In China verbindet diese Künstler ihre kritische Haltung das Gesehene und Erlebte zu hinterfragen. Bei Wang Ai (1971 in Zhejiang geboren) ist es die eigene Identität, mit der er in einem Land aufwuchs, das über die Jahrtausende stark beeinflusst wurde von der eigenen Kultur und von Kaiserwechseln beziehungsweise Revolutionen, die versuchten diese zu zerstören. Wang Ais Kunst besinnt sich nach den eigenen Wurzeln. Er konfrontiert in seinen Bildern traditionelle Elemente aus Kunst, Philosophie und Dichtung mit Erscheinungen der heutigen Welt, mit Waffen, Macht und auf das Individuum einwirkenden Gewalten.
Chen Shuo (*1972 in der Provinz Fujian geboren) reflektiert in seinen Porzellanskulpturen ähnliche Phänomene. Er formt Kriegerfiguren der Ming Dynastie nach, und bringt in seinem „Fictious Telephone“ das Augenmerk auf eine Entwicklungsetappe, die in China übersprungen wurde. Die geschichtliche und soziale Entwicklung geschah im Land der aufgehenden Sonne bekannterweise in kürzerer Zeit. Was im Westen die Errungenschaften des zwanzigsten Jahrhunderts waren, passierte in China zum Teil in nur 10 oder 20 Jahren.
Beide Künstler sind im Moment auch mit Werken in der Ausstellung „Wiedergeburt der Unsterblichkeit“ im Museum Angerlehner in Wels zu sehen.
Die kritische Auseinandersetzung bei Yang Jin (1981 in der Provinz Sichuan geboren) erfolgt durch die Medien des heutigen China. Er findet die Inhalte seiner Bilder in Zeitungen und im Internet. Deren Brisanz und Aktualität kann man als Betrachter seiner Werke unschwer nachvollziehen. In welche Richtung hat sich die Kultur entwickelt und was sind die Schwachstellen ihres politischen Gerüstes?
Auffallend ist bei allen drei Künstlern die Leichtigkeit und Schönheit, wie sie ihre Inhalte darstellen. Sie brillieren durch technische Perfektion und jeder einzelne durch absolute Individualität in der jeweiligen künstlerischen Sprache.
In der chinesischen Kultur kann man alles sagen, jedoch sind die Modalitäten der Umschreibung unendlich. Genauso wie die Wege der traditionellen Gärten im Zick-Zack verlaufen, darf keine Aussage direkt gemacht werden. Viel Information wird erst durch die Interpretation frei. Die Ästhetik und Eleganz in der Darstellung steht jedes Mal an oberster Stelle.
Die Geisteshaltung von Wang Ai ist durchaus mit unserer Österreichischen verwandt. Melancholie und kritische Selbstreflexion treiben den in Peking lebenden Maler und Dichter an. Franz Kafka las er schon als 17jähriger und die Musik von Franz Schubert gehört zu seinen wichtigsten Wegbegleitern. In der Ausstellung in der Galerie Loft 8 sind viele Parallelen in der Wahrnehmung der verschiedenen Kulturen zu finden. Einzig die künstlerische Umsetzung lässt den chinesischen Ursprung der einzelnen Arbeiten erkennen.
In dieser Sommerausstellung zeigt Loft 8 drei Künstler, die in völlig unterschiedlichen Medien arbeiten: Chen Shuo mit den technisch etabliertesten Formen von Porzellan, der Zeichner Wang Ai mit klassischer Tusche und Kolorierungen auf Reispapier und der Maler Yang Jin, dessen oft eingesetztes Schwarz in den Bildern mehr an Tusche als an Acrylfarbe erinnert.
Alexandra Grimmer