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Stylianos Schicho. ELEVATOR PAINTINGS

Stylianos Schicho. ELEVATOR PAINTINGS

Ein bewegender Moment des Stillstandes
Stylianos Schichos Elevator Paintings

Verstörend und doch irgendwie vertraut ist die Stimmung welche sich in den aktuellen Arbeiten des 1979 geborenen Künstlers breit macht. Es sehen uns coole junge Menschen mit unheimlicher Intensität aus der Leinwand heraus an. Dicht gedrängt stehen sie wie von einem Selfie-Stick oder einer Überwachungskamera von Oben herab gesehen in einem knapp umrissenen Bildraum. Es sind die Antihelden unserer Zeit, verunsichert aber keineswegs schüchtern sondern die Fragilität ihrer Existenz demonstrativ vor sich her tragend, die nicht geschönte Version vom Leben ohne Zukunftsperspektive. Dem entsprechend sind es rohe Kohlestriche mit halbtransparenter Acrylfarbe nur teilweise übermalt die eine – völlig eigene – unverkennbare Bildsprache ergeben. Für diese, oft an den Stil kunstvoller Graffiti erinnernde, Malweise ist Schicho mittlerweile weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannt. In den neuesten Werken steht eine zunehmende Präzision in der Ausarbeitung wesentlicher Details allerdings einigen sehr roh und skizzenhaft belassenen Elementen gegenüber, wodurch sich die Spannung in den sehr ausgeklügelten Kompositionen noch erhöht.

Diese neuesten Arbeiten spiegeln wie kaum andere die Bruchlinien und Befindlichkeiten der Gegenwart wieder. Konkret thematisiert der Künstler jene „erzwungene Pause im Hamsterrad des modernen Großstadtmenschen“ die durch das Nutzen eines Aufzuges entsteht. -Zu kurz um sich wirklich mit etwas ernsthaft beschäftigen zu können und oftmals so eng, dass auch das verlegene und oft sinnentleerte „Herumwischen am I-Phone“ kaum möglich ist – erleben wir unerwünschte Nähe mit völlig fremden Menschen. Diese alltägliche Ausnahmesituation mit all ihren psychologischen Implikationen wird hier verhandelt. Anders als im wirklichen Leben starren die Figuren nicht ins Leere sondern auf die BetrachterIn – wir werden – in Tradition von Goya oder Manet – von den Blicken der ProtagonistInnen ins Bild geholt und aus der passiven Beobachterrolle gerissen. Schichos Bilder gehen uns alle an, denn er malt in bester sozialkritischer Tradition nicht fürs Wohnzimmer sondern, wie seine Formate nahelegen für die breite Öffentlichkeit für ein Publikum das sich an einem öffentlichen Diskurs beteiligt. Denn auch wenn sich seine Werke wie jede Kunst der Eindeutigkeit entziehen so beziehen sie doch Stellung.

Umso spannender ist es gerade von solch einem, im weiteren Sinn politischen Künstler, äußerst intime und spontane Zeichnungen zu sehen zu bekommen. Das Schicho nämlich zu aller erst ein virtuoser Zeichner und begnadeter Beobachter und erst in letzter Konsequenz auch Maler ist – wird einem beim Betrachten der oft nur wenige Striche umfassenden Skizzen erst bewusst. Was kondensiert und verdichtet, ja auch zuweilen ins Absurde gesteigert auf den oft viele Meter breiten Leinwänden zu sehen ist wird hier in der reinen ursprünglichen Form einer Alltagsszene vorgeführt.

Menschliche Figuren werden auf ihre Beziehung zu den anderen Elementen im Bild reduziert und konsequenter Weise durch einen Kreis und ein Paar Linien markiert. Hier zeigt sich, dass Schicho sicher einer der wichtigsten Chronisten unseres aktuellen sozialen Gefüges ist und seine Arbeiten nicht zu Unrecht in fast allen wichtigen Sammlungen des Landes vertreten sind.

Wolfgang Pichler

Vernissage:

19. September 2015
um 19 Uhr

Ausstellungsdauer:

20.09. - 23.10.2015

Galerie

Radetzkystraße 4
1030 Wien

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