Felix Rehfeld. Raytracing
Der Ausstellungstitel Raytracing ist ein Begriff, der aus der Informatik kommt, und von Felix Rehfeld ganz bewusst als ein Täuschungsmanöver vorgeschlagen wurde. Wie man bei seinen Bildern meistens ein zweites Mal hinsehen muss, um festzustellen, dass sie tatsächlich gemalt sind, so werden die Parallelen des oben genannten Verfahrens zur Berechnungsroutine erst nach dessen Hinterfragung in Rehfelds Bildern sichtbar.
Raytracing ist eine Technik zur Berechnung von (häufig Computerspiel-) Grafik, bei der es um die Darstellung eines Objekts, mit Einbeziehung von dessen Umgebung, geht und in diesem Punkt trifft es einen der Grundzüge in der Arbeit des 1981 geborenen in München lebenden Malers.
Felix Rehfeld war Meisterschüler bei Karin Kneffel und hat seit Anfang seines Studiums und weiter die Jahre danach in seinem Münchner Atelier, zuerst in der Baumstrasse und jetzt im Streitfeld seine eigene Sicht auf die Landschaft ausgeprägt und sich daraus weiter, auf Berge oder auch ganz allgemein auf Objekte mit jeweils rundum definierten Räumen fokussiert. Seine Bilder zeigen kaum ein Objekt, einen Berg oder einen See alleine, sondern jedes Mal in dessen Umgebung.
Nachdem er die Umgebung seiner Jugend rund um den Westerwald in Deutschland abgearbeitet hat, weitete er seinen Blick auf „hohe und ereignisreiche Berge“ (Zitat Felix Rehfeld) aus und begann mit der Recherche nach Bildern vom Matterhorn. Danach folgten minutiös geplante Bergtouren, mit Kamera & Stativ im Gepäck, zu Blickpunkten auf verschiedene Gipfel wie die Zugspitze, die Rotwand oder den Seebensee in Tirol, als einen inmitten von Bergreliefs eingebetteten Ort.
Das Medium aller dieser Bilder ist die Ölfarbe. In der seit 2012 entwickelten Serie der Spiegelungen verwendet er als Bildträger nicht nur wie üblich Leinwände sondern immer wieder gewölbte MDF (Holz) Reliefs, die den gemalten Raum auf den ersten Blick im Zweifel stehen lassen. Die Frage, ob es sich hier um eine flache Leinwand, oder eine dreidimensionale Oberfläche handelt, klärt sich oft erst nach der seitlichen Betrachtung des Bildes auf.
Seit den circa 15 Jahren seines Schaffens weist Felix Rehfeld ein unglaublich vielseitiges Werk auf, in dem er den Begriff der Malerei von verschiedenen Seiten beleuchtet. Seine Bilder waren schon früh in wichtigen Sammlungen vertreten und erfreuen sich allgemeiner Anerkennung.
Rehfelds Ausstellungsinstallationen erregten oft Aufsehen, sei es durch die (mit schwarzem Klebeband) „gestreiften“ Wände, auf die er 2013 im Münchner Weltraum seine Lackbilder hängte, oder im Nebenraum das große Goldbild (180x240cm) auf silbernem Untergrund [1]; seine 1000 Berge bei der Art Karlsruhe 2018 oder seine „Ecke“ in der Kunsthalle Bremerhaven 2013. In Erinnerung blieb ebenfalls die Rochus Serie 2015 in einer leeren Kirche in Prag[2], in der er in einer Serie von Lackbildern die Architektur der Kirche: ihre hohen Fenster, den Kronleuchter und die verwinkelten Ecken in den Bildern gespiegelt hatte, als würde es sich tatsächlich um reflektierende Lackoberflächen und keine gemalten Bilder handeln.
Erst kürzlich im August besuchte Rehfeld die Loft 8 Galerie in Wien und präsentierte ein spannendes Konzept, in dem er das für „Raytracing“ entstandene 180×400 cm große Bild „Gelbschein“, auf einer separat konstruierten Wand diagonal in den Raum stellt. Vier weitere Bilder und diesen gegenüber gestellt vier Monotypien sind noch in Arbeit.
Alexandra Grimmer
[1] in der Doppelausstellung mit Martin Spengler
[2] Galerie Miro in der Kirche des heiligen Rochus (Kostel sv Rocha)