JAREK GRULKOWSKI / STEFANIE HOLLER / BIRGIT KNOECHL
Der polnische Künstler Jaroslaw Grulkowski versucht in seinen Kohlezeichnungen nicht nur die Strukturen diverser Oberflächen einzufangen, sondern seine Aufmerksamkeit steckt in der Liebe zum Detail und gilt jedem noch so kleinen Objekt und Farbfleck. Er liest in den Materialien des täglichen Lebens welches ihn umgibt, ob in der urbanen Architektur, in dem Blatt Papier auf dem Schreibtisch, liest in ihren Linien und Flecken Geschichten, Geschichten der Menschen. Grulkowski absorbiert regelrecht die Ästhetik jedes Gegenstandes. Ebenso sieht er verborgenes, emotionales Potential in den Oberflächenstrukturen diverser Materialien, welches er in seinen Werken umzusetzen versucht. Seine Werke sind in ihrer Ausführung metaphorisch und werden zu einer Art malerischen Tagebuch des Alltags der ihn umgibt. Grulkowskis Zeichnungen hypnotisieren mit fotografischer Genauigkeit, faszinieren mit malerischer Leichtigkeit. Der Betrachter kann in den samtig schwarzen Schatten seiner Arbeiten versinken, aber auch von der Grellheit des Weißes geblendet werden.
Auf den ersten Blick könnte man fast glauben, dass es sich bei den schwarz-weiß gehaltenen Bildern von Stefanie Holler um Fotos handelt, wären da nicht die direkt an die Wand genagelten Leinwände deutlich sichtbar. Virtuos aber nur beinahe fotorealistisch präsentieren sich die Zeichnungen der jungen Künstlerin. So ist auch gerade die Tatsache, dass man ihren Arbeiten gerade noch ihren Zeichnungscharakter ansieht, ihre absolute Stärke. Malerei, die wirklich nicht oder nur ganz aus der Nähe betrachtet von einer fotografischen Abbildung zu unterscheiden ist, läuft schnell Gefahr zur technischen Übung zu verkommen. Hier aber verbleibt – bei allem Naturalismus – jener spezielle Charakter, den nur gezeichnete oder gemalte Bilder haben. Dass immer auch ein Hauch von kühler Leere in diesen an Edward Hopper erinnernden Bildern mitschwingt, verstärkt nur den Eindruck, den diese hinterlassen.
Aus meterlangen Papierbahnen schneidet Birgit Knoechl ihre Papierarbeiten aus und definiert das zuvor flache, zweidimensionale Material neu und definiert sie abermals, sobald die Arbeiten im Raum platziert werden. Papier ist lebendig, es bewegt sich, je nach Schwankung der klimatischen Bedingungen reagiert es auf den Raum. Im Laufe der Zeit verändern sich die Werke, sie ziehen sich zusammen, sie dehnen sich wieder aus – pulsierend wie das Leben. Die organischen Collagen werfen Schatten auf die sie umgebenden Wände und erzeugen zusätzlichen Raum, der Raum des Dazwischen. Es geht um Okkupation.“ Raum besetzen, sich Raum aneignen und immer wieder neue Perspektiven darauf werfen – dies ist gleichermaßen Praxis und Thema in Birgit Knoechls Installationen, mit denen sie die Idee eines großen Hybridarchivs verfolgt. Sie verbindet wissenschaftliche und politische mit ästhetischen Aspekten, ohne dabei die thematisierten Sachverhalte explizit zu machen – das hemmt, diese Kontrolle braucht sie nicht. Die zahlreichen Gedankenwelten, die sich BetrachterInnen vor Knoechls Installationen eröffnen, sind alles andere als einengend: vielschichtig – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.