Xu Hongxiang. One Night While Hunting for Faeries
One night while hunting for faeries
And witches and wizards to kill
I came across a hole in a tree in the forest
I climbed inside the tree hole with small fear and loaded my gun
I should have heeded that small fear
I walked towards the wizard’s cave shooting to
Shoot out his wizard brains
With a wave of his hand he created a force field
My bullets, all ricocheting, bouncing around his old cave
One of them shot through my temple and severed my eyes
Blinded by my own gun, I got up and turned around to run
Stumbling and tripping, I fell, blooded on the ground
The wizard and faeries and witches all came with their medicines to my side
They sprinkled some frog dust on my face, on my face, on my
I saw death’s face but somehow his bad grip let me go
I awoke in a strange room with new eyes and that’s when I saw her[1]
Wie wurde Xu Hongxiang so gut, in so kurzer Zeit? Bis jetzt hat man nicht viel gehört von dem 1984 geborenen Maler, mit Ausnahme von ein paar Präsentationen in Peking und einer spannenden Gruppenausstellung im Guangdong Museum 2017. Kommt man in sein Atelier und sieht die Arbeiten, dann drängt sich automatisch die Frage auf, warum man diesen grandiosen Künstler nicht schon lange kennt.
Nach einem Artist Statement bei der Parallel 2018 zeigt die Loft 8 Galerie Xu’s erste Einzelausstellung in Europa.
Die sich am Weg nach Wien befindlichen Arbeiten treffen die Kernthemen seines Schaffens: Ausschnitte von Landschaften, als hätte man sie durch das Zoom einer Kamera im Visier und Figuren, deren Ursprung und Persönlichkeit sich dem Betrachter nicht unbedingt erschließen, oder vielmehr die Frage zu deren Identität zurückweisen.
Drei Aspekte sollten Erwähnung finden, um seinen Arbeiten gerecht zu werden: Der erste ist die sehr spezielle Wahl seiner Perspektive, die wie durch ein Zoom auf nur sehr allgemeine und unspektakuläre Bildausschnitte gerichtet ist, die ihre Brisanz eigentlich erst durch die anderen beiden Aspekte erreichen: Wie beispielsweise in den auffälligen Grashalmen von „The green grass“ eindrücklich hervor gearbeitet, ist es die aus starken Kontrasten resultierende, hohe Plastizität, die durch den speziellen Einsatz des Lichtes noch Nachdruck verliehen bekommt. Ähnlich wie bei einer Camera obscura erlaubt er den Einfall des Lichts nur aus einer Richtung in einzelne Teile des Bildes, wobei der Rest in einer Art geheimnisvollem Schatten gelassen wird. Die dadurch entstandene dunkel, satte Farbpalette könnte im Österreich eines Franz Schubert oder Thomas Bernhard als eine Form von melancholischem Unterton interpretiert werden. Xu hält sich diese Vermutung als Doppelbödigkeit in seiner chinesischen Tradition offen, in der viel durch Sublimation oder indirekte Antworten gesagt – oder vielmehr nicht gesagt wird.
Die Bilder im Anhang stammen von seinem Pekinger Atelier, das er kurzfristig räumen musste. Wie überall rund um die Chinesische Metropole sollen auch hier neue Wohnblocks errichtet werden. Die Künstler sind das Vagabundenleben gewohnt – kann man länger als 3 Jahre an einem Ort bleiben, ist das bereits ein Luxus.
Nachdem Xu alle seine Bilder und Arbeitsutensilien übersiedelt hat, entstand dieser Hund am Nachmittag des 6. Mai 2019, als sein Zeichen einer Verabschiedung von einem Ort, an dem er die letzten 6 Jahre großartige Bilder gemacht hat.
So wie bei dem überdimensional großen Hund im leeren Atelierraum arbeitete Xu Hongxiang immer wieder über die Grenzen seiner Keilrahmen, beziehungsweise die Türen seines Ateliers hinaus. In seinem Heimatdorf errichtete er 2016 für einen Nachmittag ein 16 Meter großes Portrait seines Kinderfreundes, das er zuvor in einer angemieteten Garage gemalt hat. Im Jahr danach brachte er eine Serie von Bildern aufs Land, an den Ort des Ursprungs ihrer gemalten Inhalte und installierte sie in Astgabeln von Bäumen oder an den Fassaden von Häusern. Dadurch macht er den Zusammenhang von sich selber, seiner Tradition, in der Arbeit sichtbar, genauso wie sein Bewusstsein zur eigenen Entwicklung und wie sich diese in der Arbeit widerspiegelt.
Zur Vorbereitung der Ausstellung in der Loft 8 Galerie hat Xu Hongxiang umfangreiches Material und die Pläne zu den Galerieräumen bekommen. Verglichen mit Chinesischen Verhältnissen sind die Räume in Wien viel kleiner. Es bleibt daher spannend, welche Installation er sich für „One night while hunting for faeries“ überlegen wird.
Alexandra Grimmer, Kuratorin der Ausstellung
[1] The Flaming Lips, from Oczy Mlody, Songwriter Wayne Coyne, Steven Drozd