Philipp Schweigers Malerei zeigt sich als Interface zwischen fotografischer Sichtbarkeit der Wirklichkeit und selbstreferenzieller Natur der Malerei. Auf den ersten Blick erscheinen die Gemälde abstrakt – malerische Farbfelder, die Temperatur und Atmosphäre erzeugen, mit nuancenreichen Übergängen ohne klares grafisches Figur-Grundverhältnis und konkreter Tiefenstaffelung. Das Bild changiert zwischen opaker Stofflichkeit seiner definitiven Oberfläche und optisch illusionärem Raum. Jedoch geht es Schweiger keineswegs um ein puristisches ungegenständliches System von Malerei wie bei den US-amerikanischen Colourfield Paintern, allen voran bei Mark Rothko, sondern um eine Öffnung dieses emotionalen Malereiraums zur Wirklichkeit, zum Gesehenen, Dokumentierten, Ikonischen: Es sind auch Images, die im kollektiven Bewusstsein stark verankert sind und Gefühle transportieren, auch Gefühle des Sublimen, Übermächtigen, Bedrohlichen, wie etwa das Challenger-Unglück 1986, das Schweiger 2012 in seiner Malerei thematisiert hatte. Türme der kilometerhohen Rauchschwaden haben sich als Bilder der bemannten Raumfahrtkatastrophe bei uns eingebrannt, so wie vergleichsweise auch die Atompilze im Kontext von Hiroshima und Nagasaki oder die einstürzenden Twin Towers in New York vom 11. September 2011 – alle Ikonen des Sublimen der Zeitgeschichte, „Kunstwerke“ des Terrors und des Todes. Der Maler entzieht durch das Malen selber ihre plakative ikonische Wirkung, verflacht sie, zerstäubt sie in die Partikel der atmosphärischen Ölfarbentextur. Durch deren Unschärfe entsteht Wohlgefallen, Annehmlichkeit, Ruhe (Florian Steininger, Malerische Wolkentürme und verschleierte Monde, Philipp Schweigers zeitgenössische Romantik, aus Katalog Philipp Schweiger, 2012, erschienen im Parnass Kunstmagazin 4/2012).